Poetik

 

Für die Publikation 10 Jahre Institut für Sprachkunst (Edition die Angewandte, 2019) durften wir unsere Poetik niederschreiben. Auszüge davon gibt es hier:

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Abgründe lauern überall.

 

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ZB dass wir aus den Forderungen Anderer gebaut sind. Den Wünschen unserer Eltern, den Tabus der Gesellschaft, den Bedürfnissen unseres Leibes. Trotzdem sind wir wir, aber wissen nicht, wo genau und wo nicht.

 

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Wenn Ihnen etwas in den Sinn kommt und Ihnen dabei Schauer über den Rücken laufen und Sie nicht genau wissen wieso, dann sind sie auf dem richtigen Weg.

 

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Idyllen lauern überall.

 

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ZB Ein schlechter Witz, vorgetragen mit einem lieblichen Blick in einem milchigen Licht.

 

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Wenn Ihnen etwas in den Sinn kommt und Ihnen dabei ein verblüffendes Kribbeln zum Kichern verhilft und Sie nicht genau wissen wieso, dann sind Sie auf dem richtigen Weg.

 

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Reine Idyllentexte sind schwach. Sie ignorieren die grundlegenden Realitäten des Lebens.

 

Reine Abgrundtexte sind schwach. All ihr Tun ist Reaktion, speist sich aus dem Mangel, dem Problem.

 

Gute Texte sind Idyllen und Abgründe zugleich. Sie tragen so der Ambivalenz des Daseins Rechnung. Bezeugen die Folter sowie den ständigen Ausweg.

 

Sind Abgründe und Idyllen in einer intuitiven Synthese zusammen, multipliziert sich das Verstörende der einen mit dem Netten der anderen zu einer netten Verstörung. (Es geht hier wohlgemerkt um keine Addition).

 

Der Abgrund verändert das Wesen der Idylle. Er rendert die schöne Textur auf eine dreidimensionale Landschaft.

 

Die Idylle neutralisiert den Abgrund nicht, doch nimmt sie ihm seinen Nimbus. Sie rebelliert absichtslos durch ihre bloße Anwesenheit, mitunter lackiert sie ihm die Zehennägel.

 

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